Mitte 2016 konnten meine Frau, die Architektin Claudia Litzki, und ich diese Kate in unserem Dorf zu einem moderaten Preis erwerben.

Schnell stellte sich heraus, dass es sich um das zweit-oder drittälteste Haus des Dorfes von 1768 handelte. Der Erbauer war ein Tischler, der auch für meine Vorfahren gearbeitet hat und von dem heute noch ein Sekretär bei uns im Flur steht. In den 1970er Jahren wurde es so gründlich

modernisiert, dass für uns nur noch die Außenwände, die Deckenbalken und der Dachstuhl erhaltenswert waren.


Das Haus war zwar intakt und bewohnbar, aber wir hatten etwas Besonderes mit dem Haus vor ...



In den ersten Tagen nach der Kaufzusage legten wir folgende „Leitlinien“ für den Umgang mit dem Haus fest:

    - Alle alten Teile sollten möglichst erhalten bleiben und gezeigt werden.
   -  Die Raumhöhen im EG sollten so bleiben, wie wir sie vorgefunden haben.
   -  Das Dachgeschoss sollte ausgebaut werden, aber modern.
   -  Das Erdgeschoss sollte durch den Einsatz historischer Baustoffe in das Jahr 1768 zurückgeführt       werden. Es sollten Räume entstehen, die in ihrer Anmutung und Farbgestaltung dem Baujahr des Hauses entsprechen könnten.
    - Das Haus sollte ein rotes Tondach bekommen, da das ursprüngliche Reetdach wegen der zu geringen Abstände zu den Nachbarn nicht wieder hergestellt werden konnte.
    - Und es sollten richtige Nachbarn in dem Haus wohnen, denn wir wollten keine Ferienhausvermietung betreiben.


So mussten also alle Bauteile, die dem Haus in den letzten 40 Jahren hinzugefügt worden waren, wieder entfernt werden. Alle alten Ziegel, die beim Abbruch und bei der Umsetzung des neuen Grundrisses anfielen, wurden wieder in den Innenwänden vermauert. Überhaupt ist das Haus auch bei den nötigen Dämmmaßnahmen ein Recycling-Haus: Die Untersohlendämmung erfolgte mit Glasschaumschotter, also mit recyceltem Glas, und die Dachdämmung erfolgte mit Zellulose, also mit Altpapier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Neue Wände mit alten Ziegeln

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wegen der nötigen Dämmung mussten auch alle Böden raus.

Auch die Fassade musste hier und da ertüchtigt werden. Ebenso wie das ganze Haus waren die Fensterstürze mit Lehmmörtel vermauert und hingen teilweise durch.



Ein Großteil der Arbeit konnte ich mit meinen Mitarbeitern bewältigen. Aber unter anderem Zimmerer- und Dachdeckerarbeiten haben wir komplett vergeben.

Das Haus wurde eingerüstet und von seinem Eternitdach befreit.

Der alte Dachstuhl wurde ertüchtigt, mit Holzfaserplatten beplankt und später mit Zellulose ausgeblasen.

Neben dem Reetdach ist das orange Tondach das ursprünglichste Dachdeckungs-material überaupt.



Der schönste Schritt bei der Altbausanierung ist eigentlich immer das Einsetzen der neuen Fenster nach altem Vorbild, weil man dem Haus sein altes Gesicht wiedergibt. Die ursprünglich einmal vorhandene Fensterteilung ist übrigens immer die, die man wiederherstellen sollte. Kreative Fensterteilungen in einem Altbau sollte man unterlassen!

 

 

 

 

 

 

 

Da wir zu Beginn kein altes Foto hatten, wurden mit Klebeband und Farbe auf den Kunststoff-fenstern Fensterteilungen simuliert.

Natürlich war die 6er-Teilung die richtige. Der große Moment ist nun gekommen und die Fenster werden eingesetzt.

Ein rotes Dach ohne Dachüberstand und die richtigen Fenster - was für ein schöner Anblick!



Nächstes Problem: Die Gestaltung der Haustür. Da wir zu Beginn keine Anhaltspunkte hatten, wie die Tür wohl ausgesehen hat, haben wir uns im Museumsdorf Unewatt nach einer ähnlich alten Tür umgesehen.

 

 

 

 

 

 

Am Marxenhaus in Unewatt und an anderen sehr alten Häusern in Angeln findet man solche Türen.

Mit dem Tischler wurde der Entwurf besprochen und er hat uns eine Tür mit geschnitzten Füllungen gebaut.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Zentrum der Fassade: Das absolute Schmuckstück des Hauses in gewollt einfacher Farbfassung.



Die Innenausstattung ist eine Leistungsschau für meine Firma geworden: Obwohl innen eigentlich alles neu gebaut worden ist, hat man wieder das Gefühl, in einem alten Haus zu sein. Das gelang mit alten Dielen, mit meinen Ziegelfliesen aus alten Ziegelsteinen und mit alten Barocktüren aus dem Nachbardorf, die zur Erbauungszeit des Hauses passten.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ziegelfliesen im Fischgrätmuster im Flur.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Da sich das Bad im alten Stallteil des Hauses befindet, haben wir dort einfache gelbe Ziegelfliesen verlegt. Es ergibt sich ein schöner Kontrast zwischen den weißen Badelementen und dem ruppigen Boden.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Ziegelfliesen haben eine Stärke von 1,5 cm und werden mit Fliesenkleber auf den Heizestrich geklebt.



Auch hier stimmt der Raumeindruck: Alte Dielen, alte Türen und alte Balken.

Die Farben sind von einem Spezialhersteller für historische Farben. Sie sind besonders matt und glänzen überhaupt nicht.

Hier streicht die Architektin noch selbst. Im Hintergrund der noch ungestrichene Lehmputz, den wir im ganzen Haus verwendet haben.



Das Dachgeschoss war nicht ausgebaut als wir das Haus kauften. So mussten wir dort auf keine historischen Befunde Rücksicht nehmen. Dementsprechend haben wir das Obergeschoss modern ausgebaut und für die Belichtung 2 moderne Gauben an den Giebelseiten und ein sehr großes Dachflächenfenster auf der Rückseite des Hauses eingebaut. Wenn man heute direkt vor dem Haus steht, sieht man eine ungeteilte Dachfläche und keine Hinweise darauf, dass das Dachgeschoss ausgebaut wurde.

Da war nix!

Die Belichtung des großen Raumes im OG erfolgt nur von der Gartenseite.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Um den weißen Wänden etwas entgegenzusetzen, wurde die Zwischenwand mit den Brettern eines Heubodens verschalt. Ein Detail, das eigentlich alle Besucher des Hauses begeistert.



Es war ein wunderbares Projekt, dieses Haus wieder in einen Zustand zu überführen, der seinem Baujahr entspricht. Der einzige Wermutstropfen war während der Bauzeit, dass wir selbst in das Haus nicht einziehen würden, da wir mit Wohnraum in Kalleby 43 reichlich versorgt sind. Aber Mieter für dieses Objekt zu finden war sehr leicht, denn wer möchte nicht in einem so schönen Haus wohnen?

Total erledigt nach den Strapazen des Bauens: Der Ziegelmeister vom Ziegelhof.